Hoffnungswort Gründonnerstag 2020 Pfr. Schatull

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Vollständiger Text Hoffnungswort Schatull:

Lied: Herr ich komme zur dir


(https://www.youtube.com/watch?v=GNYMtvg0hsE)

Psalm 111

Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen

        im Rate der Frommen und in der Gemeinde.

Groß sind die Werke des Herrn;

        wer sie erforscht, der hat Freude daran.

Was er tut, das ist herrlich und prächtig,

        und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,

        der gnädige und barmherzige Herr.

Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;

        er gedenkt auf ewig an seinen Bund.

Er lässt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk,

        dass er ihnen gebe das Erbe der Völker.

Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht;

        alle seine Ordnungen sind beständig.

Sie stehen fest für immer und ewig;

        sie sind geschaffen wahrhaftig und recht.

Er sandte Erlösung seinem Volk / und gebot, dass sein Bund ewig bleiben soll.

        Heilig und hehr ist sein Name.

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. / Wahrhaft klug sind alle, die danach tun.

        Sein Lob bleibet ewiglich.

Lied: Er ist das Brot, er ist der Wein

(https://www.youtube.com/watch?v=irTjo2Lk_Vw)

 

Predigttext: 2. Mose 12,1-14

Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er's mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können. Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr's nehmen und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel schlachten gegen Abend. Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und den Türsturz damit bestreichen an den Häusern, in denen sie's essen, und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen. Ihr sollt es weder roh essen noch mit Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen. Und ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrig bleibt bis zum Morgen, sollt ihr's mit Feuer verbrennen. So sollt ihr's aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es in Eile essen; es ist des Herrn Passa. Denn ich will in derselben Nacht durch Ägypten­land gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter. Ich bin der Herr. Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage. Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den Herrn, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

die Osterfeiertage stehen bevor und da machen sich im Vorfeld viele Menschen Gedanken darüber: Was gibt es zu essen?

In diesem Jahr, da spielt das Essen für viele vielleicht sogar noch eine größere Rolle als sonst, denn: wir können an Ostern ja nichts großartig machen: In Urlaub fahren oder Ausflüge machen, Freunde oder Familie be­suchen oder einfach nur Essen gehen – das alles geht nicht. Wegen der Pandemie sollen wir alle schön zu Hause bleiben und die Füße unter dem eigenen Tisch ausstrecken.

Damit bleibt ein gutes Essen eines der wenigen Vergnügen in diesen Tagen. Guten Appetit!

Da passen die Verse aus dem 2. Buch Mose Kapitel 12 sehr gut zu diesem Tag vor Karfreitag. Die lesen sich wie die Vorberei­tungs­planung für ein großes Fest.

Hier geht es aber nicht nur um die Speise und ihre Zubereitung, sondern auch um die „De­ko­ration“, die Kleiderordnung, die Art und Weise, wie die Men­schen das Essen zu sich nehmen sollen, und sogar die Reste­verwer­tung. Eine wirklich ausführliche Planung, die von Anfang bis Ende ordentlich Arbeit macht.

Nach Vergnügen hört sich dieses Fest­mahl auch nicht gerade an. Im Gegenteil: Eher nach Stress und Hektik. Alles steht unter Zeit­druck. Und wehe man macht etwas ver­kehrt oder vergisst etwas, dann kann es einem an den Kragen gehen. Also: fast schon eine Henkers­mahl­zeit.

Zu einer Henkersmahlzeit hätte dieses Essen für das Volk Israel tatsächlich werden kön­nen. Denn sie diente nicht nur zum Schutz vor der 10. Plage, die über die Ägypter herein­brach – dem Tod der Erstgeborenen -, sondern sie sollten sich mit diesem Essen auch stärken für den Marsch, der ihnen bevor­stand. Ein Marsch in die Freiheit. Der Beginn einer neuen Zeitrech­nung für das Volk Israel.

Es war aber eben auch ein Marsch, der schon nach dem ersten Teilstück fast zu Ende ge­wesen wäre, hätte Gott nicht eingegriffen. Ein Marsch, der länger dauerte, als die Isra­e­liten es sich gedacht hatten; ein Marsch, den nur wenige von Anfang bis Ende durchge­standen haben. Ja, fast alle haben dabei ihr Leben ge­lassen. Nur die Nachkommen haben das Ziel erreicht. Am Ende also doch so etwas wie eine Henkersmahlzeit?

Keineswegs. Das Volk Israel erinnert sich jedes Jahr mit einem Fest an dieses Essen, so wie es der Bibeltext fordert: Passah; oder Pessach. Und sie feiern das natürlich mit einem Essen; mit ganz besonderen Speisen, die an das erin­nern sollen, was damals passiert ist. Das Leid, das ihr Volk in Ägypten ertragen muss­te. Die Eile, mit der sie aufbrechen mussten. Die Freiheit, die ihr Volk errungen hat. Den Bund, den Gott mit ihnen geschlossen hat.

Jesus war Jude. Und so hat er dieses Fest auch gefeiert zusammen mit seinen Jüngern. Und: Es war das letzte Fest, das er mit ihnen gefeiert hat. Seine Henkers­mahlzeit, bevor er ge­fang­engenommen, vor Gericht gestellt, ver­urteilt und ans Kreuz ge­schlagen worden war.

Da kommt schnell die Frage auf: Was hat er falsch ge­macht? Gegen welche Festtags­re­geln oder Gebote hat er verstoßen, dass die­ser Kelch nicht an ihm vorübergegangen ist? Dass der Hauch des Todes ihn berührt hat?

Doch ist das überhaupt die richtige Frage? Hat er nicht angekündigt, dass er sterben muss? Dass sein Tod notwendig ist? Be­kommt seine Person, sein Tod damit nicht eine ganz andere, eine ganz neue Bedeu­tung? Und damit eben auch dieses letzte Mahl, das er mit seinen Jüngern gefeiert hat?

Über diese Frage haben sich Christen seit 2000 Jahren die Köpfe zerbrochen. Und nicht nur das: Daran ist auch die christliche Ge­mein­schaft ein Stück weit zerbrochen, weil wir uns über die Bedeutung gerade des Mah­les zerstritten haben.

Von daher stellt sich mir die Frage: Kön­nen wir Christen vielleicht etwas von der Feier des jüdischen Pessach, vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten lernen?

Das Ju­dentum ist auch keine ein­heit­liche Reli­­gion. Auch hier gibt es unter­schiedliche Strö­mungen, die miteinan­der streiten. Zum Beispiel über die Ausle­gung einzelner Gebo­te; oder darüber, wie einzelne Festtage zu begehen sind. Und diese Auseinander­set­zungen sind bisweilen ziemlich heftig.

Und die Israeliten waren damals auch nicht gerade einmütig, als Mose zum Pharao ging und im Auftrag Gottes zu ihm sagte: Lass mein Volk ziehen. Da gab es immer wieder welche, die an Mose zweifelten. Oder später, als sie auf ihrem langen Weg ins ge­lobte Land waren, wieder zurück wollten zu den Fleischtöpfen Ägyptens.

Nur bei der 10. Plage, bei der Vorbereitung auf den Auszug aus Ägypten, als es um ihre Existenz ging, da waren sie sich einig.

Und das gilt auch für das Pessachfest: Über alle Unterschiede hinweg sind sich die Juden hier einig: Das ist die Grundlage ihrer Existenz. Das ist der Anfang ihres gemein­sa­men Weges mit Gott. Eines Weges, für den sie sich miteinander stärken müssen, damit er ge­lingen kann; damit keiner auf diesem Weg verloren geht.

Das haben sie am Anfang ihres Weges mit Gott erfahren. Und diese Erfahrung hat sie auf ihrem Weg mit Gott immer wieder ein­geholt. Sie haben sie immer wieder ge­macht. Sie gehört zu ihrer Existenz, ist Bekennt­nis.

Und am Anfang dieses Weges, da steht eben das gemeinsame Essen. Ein Essen, das jeden Einzelnen stärkt; aber eben auch ein Essen, das ihre Gemeinschaft bekräftigt. Voller Hoff­nung und Vertrauen, dass Gott sie retten wird.

An Karfreitag und Ostern gehört für uns Christen die Feier des Abendmahles bzw. der Eucharistie elementar dazu. Ja, für nicht wenige Menschen hat das Abendmahl an diesen Festtagen eine höhere Bedeutung als an anderen.

Das liegt aber nicht am Mahl selbst, sondern an Karfreitag und Ostern und die Bedeutung dieser Tage für das Leben der Menschen. Denn das Mahl selbst unterscheidet sich nicht von anderen Tagen, an denen wir es feiern: nicht im Umfang und erst recht nicht in seiner Bedeutung.

Etwas im Hintergrund von Karfreitag und Ostern steht der Gründon­ners­tag. Das finde ich schade, denn: Hier steht im Fokus das letzte Mahl Jesu und wie er sich von seinen Jüngern verabschiedet. Also: Vor den großen Ereignissen, die wir uns vergegenwärtigen, steht das gemeinsame Essen.

Einige Gemeinden feiern dies, indem sie sich in Gemeindehäusern versammeln anstatt in der Kirche, sich dort gemeinsam an Tische setzen, miteinan­der essen und so Gottes­dienst feiern: Als richtige Mahlzeit. Sie stär­ken sich leiblich und geistlich für das, was vor ihnen liegt.

Das sind nur kleine Kreise von meist nicht mehr als 20 Personen. Und der orga­ni­satori­sche Aufwand schon für diese Anzahl ist nicht zu unterschätzen. Dafür ist es aber auch eine ganz andere Erfahrung von Abend­mahl.

So miteinander zu essen und zu trinken ist viel intensiver, weil man dabei auch mit­ei­nander ins Gespräch kommt und sich dabei gegenseitig in dem bestärkt, was einander ver­bindet und Mut fürs Leben gibt: Dass Gott mit uns ist und unser Leben bewahrt; dass er uns nicht dem Tod preisgibt, ganz gleich was kommt.

Diese Form der Mahlgemeinschaft können wir in der Regel auch mit unseren katholi­schen Schwestern und Brüdern feiern: Als Agapemahl. Und diejenigen, die das tun, erfahren es nicht selten als Stärkung in ihrem christlichen Glauben, auch wenn es da Unterschiede gibt.

In diesem Jahr können wir uns zu Karfreitag und Ostern nicht in den Kirchen versammeln und auch nicht das Abendmahl miteinander feiern. Das werden einige Menschen ver­missen.

Aber essen – essen werden sie alle in den kommenden Tagen. Einige vielleicht allein, aber nicht wenige zumindest mit dem Part­ner oder auch noch mit den Kindern.

Ich möchte sie einladen an diesen Feiertagen ihre Mahlzeiten mit einem Segen zu begin­nen – einem Segen für die Speisen, die Gott uns gibt. Vielleicht mit den Worten:

Gelobet seist du, Gott, für die Speisen und Getränke, die du uns gibst, damit wir leben können: Für die Erde, auf der sie gewachsen sind; für die Hände, die sie gepflegt und geerntet haben; für die Menschen, die sie in unsere Geschäfte gebracht haben; und für die Hände, die sie gekauft und zubereitet haben. Lass sie uns zum Segen werden, damit wir, durch sie und durch dich gestärkt, zum Segen füreinander werden. Amen.

Ihr gemeinsames Essen können sie dann noch mit einem gemeinsamen Dankgebet beschließen. Mit Worten wie:

Nun lasst uns Gott, dem Herren, dank­sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben. - Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben; dieselben zu bewahren tut er nie etwas sparen.

Das ist für sie vielleicht kein Abendmahl. Aber sie kommen damit der Gemeinschaft, die Jesus mit seinen Jüngern hatte, schon ein Stück nahe.

Amen.


Lied: Finden wir Verschiedenen zusammen (http://www.eingesungen.de/medienmappen/Wowidilo_plus/musik/137_Finden_wir_Verschiedenen_zusammen.mp3)

Fürbittengebet: Wir danken dir, Gott, dass deine Liebe auf dieser Erde spürbar wird. Wir danken dir für die Menschen, die dem Beispiel Jesu folgen und uns helfen, deiner Liebe zu trauen. Wir bitten dich: Stärke uns mit deiner Liebe, dass wir uns gegenseitig achten; dass wir uns nicht nur ertragen, sondern freundlich miteinander umgehen; dass wir uns Raum geben, wenn es nötig ist, und uns helfen, wenn wir Hilfe brauchen. In der Gemeinschaft an deinem Tisch erfahren wir, was deine Liebe wirkt: In Konflikten bleiben wir Schwestern und Brüder. In dir verbunden loben wir dich heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Vater unser:

Lied: Bleib bei mir Herr

(https://www.youtube.com/watch?v=3rBAc1vLzhw)

 

Segen: Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns seinen Frieden.

Hoffnungswort Palmsonntag 2020 Pfr. Stetzer

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Liedempfehlungen mit Links zum Anhören: Siehe vor und nach Textfassung (siehe unten)!

Vollständiger Text Hoffnungswort Stetzer

Liedempfehlung traditionell:

Liedempfehlung modern:

Textfassung Hoffnungswort:

Wenn wir auch nicht zusammenkommen können, lieber Gemeinde,

in dieser Zeit, so wollen wir uns doch auch an den wenden,
von dem alles herkommt und zu dem alles hingeht,
an Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist.

Palmsonntag ist, der Beginn der Karwoche,
und vielleicht ist ja aufgrund der besonderen Umstände
es uns mehr möglich als sonst,
uns mit jenen letzten Tagen Jesu auseinanderzusetzen,
sie in unserem Herzen zu bewegen.

Statt mit einem Psalm möchte ich Sie mit den Worten des Wochenspruches begrüßen. Er steht Johannes 3:
 

Der Menschensohn muss erhöht werden,
auf dass alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben.

Lasst uns beten

Gott,
in deinem Sohn hast du unser Leben geteilt,
in dieser Welt, die immer mehr deine Welt werden will,
deren vollständige Erlösung noch aussteht.
Eine Welt voller Gefahren,
die nicht alle menschengemacht sind.
Lass uns
mit all unserem Gefühl von Ausgeliefertsein,
auf deinen Sohn schauen,
der sich selbst ausgeliefert hat…
und in diesem Ausgeliefertsein
Sieger geblieben ist.
 AMEN
 

Liebe Gemeinde!
Einer Situation angemessen begegnen…
sind wir dazu imstande?

Im Alltag häufig kein Problem!
Wir bewegen uns im Vertrauten,
wissen,
womit wir zu rechnen haben,
Wir können uns
auf unser Urteilsvermögen verlassen,
haben Routine!

Aber da gibt es auch
die Zeiten in unserem Leben,
da ist nichts, wie es sonst ist,
wir wissen nicht, was da gerade passiert,
schon gar nicht, was morgen sein wird…

Können wir uns auf unser Urteilsvermögen verlassen?
Haben wir genug innere Ruhe,
um genau hinzuschauen,
was ist?

Da droht dann schon mal
der Klarblick abhanden zu kommen.

Dann neigen wir dazu,
die Situation schönzureden…
…wollen nicht wahrhaben,
was gerade geschieht…
…oder wir reagieren panisch,
lassen uns von Katastrophenfantasien leiten…

Vieles von dem,
liebe Gemeinde, wir erleben es zur Zeit!

„Alles nicht so schlimm,
nur so wie eine Grippe“,
so manche,
und stürzen sich dann
begierig auf Artikel im Internet,
die das zu belegen suchen,
obwohl die Bilder aus anderen Ländern
uns unmissverständlich
eine andere Realität zeigen.

Während andere ohne konkrete Anhaltspunkte
- auch für unser Land -
die ultimative Katastrophe vor Augen haben,
die Regale von Supermärkten
und Drogeriemärkten leerkaufen!

Wie einer Situation angemessen begegnen?
Sehen, was ist – sehen was nicht ist!
Ohne in die Verharmlosung zu fliehen…
Ohne in Panik zu verfallen.

Nicht leicht – wenn eine Situation bedrohlich wirkt,
wir nicht wissen, was sein wird…

Gefühlsmäßig ähnlich
dürfte es den Jüngern Jesu gegangen sein
in jenen letzten gemeinsamen Tagen vor Passah.

Wie viele waren sie mit ihrem Meister
extra angereist,
Freunde in Betanien vor den Toren der Stadt
hatten ihnen Quartier angeboten.

Ein triumphaler Einzug zunächst:
Leute jubeln IHM zu, begrüßen ihn als Messias,
als Befreier:
Hosianna dem Sohn Davids!
Breiten auf dem Boden ihre Kleider,
winken ihm zu mit Palmenwedeln.

Danach ein spektakulärer Auftritt im Tempel:
Jesus wirft die Tische
der Geldwechsler und Händler um,
jagt sie hinaus…

Kommt teilweise gut an bei den Massen
…anders bei den Mächtigen…

Diskutiert mit Gelehrten…
und seinen Jüngern erzählt er,
als sie mit ihm allein sind,
dieser Tempel würde nicht mehr lange stehen:
Gottes Gericht stünde bevor…

Was hatte das alles zu bedeuten?
Was würde in den nächsten Tagen geschehen…
Schwer, das Ganze zu beurteilen…
Eine verwirrende Zeit!
…und so war unter ihnen,
den Jüngern, schon eine merkwürdige Stimmung,
wenn sie  zusammenkamen…
an jenen Abenden vor dem Passahfest…

Der Situation angemessen begegnen,
waren sie dazu imstande?

Hören wir, was Markus (Kapitel 14, 1-9) dazu sagt:

Passah aber,
das Fest der ungesäuerten Brote
war in zwei Tagen…

Und die Hohepriester
und die Schriftgelehrten,
sie überlegten,
wie sie seiner
durch eine List
habhaft werden könnten,
um ihn zu töten.

Denn sie sagten sich:
Nicht erst am Festtag,
damit es nicht
zum Aufruhr kommt
unter dem Volk.

Und ER war in Bethanien,
im Haus Simon des Aussätzigen
hatte sich zu Tisch niedergelassen,
da kam eine Frau,
die hatte ein Alabastergefäß
mit teurem, reinem Nardenöl;
sie brach das Gefäß auf,
und goss den Inhalt
über sein Haupt.

Da waren aber welche,
die regten sich über sie auf:
Wozu diese Verschwendung an Öl?
Man hätte doch dieses Öl
für mehr als dreihundert Denar
verkaufen
und das Geld den Armen geben können.

Und sie gingen sie hart an.

Jesus aber sprach:
Lasst sie!
Was bereitet ihr ihr Kummer?
Sie hat ein gutes Werk an mir getan!

Denn immer habt ihr Arme unter euch,
und wann immer ihr wollt,
könnt ihr ihnen Gutes tun!

Mich hingegen habt ihr nicht immer!

Sie hat nur getan,
was in ihrer Macht stand:
Meinen Leib
vorab für das Begräbnis salben.

Wahrhaftig, ich sage euch:
Wo auch immer
das Evangelium verkündet wird
auf der ganzen Welt,
wird auch gesprochen werden
über das, was sie getan hat,
ihr zur Erinnerung!

Eine Frau betritt die Szene!
Viel wissen wir nicht über sie!
Aber sie konnte sich offensichtlich
mehr leisten als viele andere.

Ob sie das Geld für das Öl einfach hatte,
oder sie dafür mühsam Erspartes opferte?
Wir wissen es nicht.
Aber es war eine große Summe:
das was ein Tagelöhner damals im Jahr verdiente,
vorausgesetzt, er fand an fast allen Tagen Arbeit,
vom Sabbat mal abgesehen.

…sie betritt die Szene
und zeigt, was Jesus ihr wert ist,
jetzt, in diesem Augenblick,
wenige Tage vor Passah!

Sorge, Kummer, Traurigkeit
in ihren Augen!
Eine Ahnung, vielleicht aber auch mehr,
…gehörte vielleicht zu den einflussreichen Kreisen,
wusste, was geredet und geplant wurde…

Wenige Blicke, die doch viel sagten…,
Schmerzvolles zum Ausdruck brachten!
- sofern man fähig war,
es an sich heranzulassen.

Und die Jünger – wie reagierten sie?
Konnten sie das Ganze an sich heranlassen…
War ihnen bewusst, wohin das Ganze steuerte?

Wie die Mehrheit von ihnen reagiert,
wir wissen es nicht!
Aber einige empören sich!
Machen eine Rechnung auf,
die ja durchaus nicht falsch ist:

Sicher, das wäre ein Batzen Geld gewesen
für Arme, das ist richtig,
aber nur so lange richtig,
wie man die Situation verkennt…
das Besondere nicht wahrnimmt!

Sahen die, die da aufbegehrten,
die ganze Zeit
vielleicht in Jesus nur das,
was sie sehen wollten:
einen Sozialrevolutionär?

Konnten sie nicht sehen,
was Jesus vor Allem war:
Ein Mensch, der alle liebte,
allen mit Wertschätzung begegnete,
der sich zwar für Arme engagierte,
von Gottes neuer Welt sprach,
in der Gerechtigkeit herrscht,
aber eines nicht tat,
zum Klassenkampf aufrufen!
Ein Mensch, der nicht Hass predigte,
sondern einen sanften Weg!

Besonders einer unter seinen Anhängern
wollte das nicht verstehen,
einer, der, wie manche vermuten,
früher mal einer Gruppe von Rebellen angehörte,
hieß er doch mit Beinamen
Ischariot – der Sikarier – der Dolchmann.

Hören wir, was Markus (Kapitel 14,10) im nächsten Satz sagt:

…da ging Judas Ischariot,
einer der Zwölf
weg zu den Hohepriestern,
um ihn ihnen auszuliefern.

Warum diese Reaktion?
Vielleicht sah er deutlicher als die andern,
was geschehen würde!

Sah es, begriff es,
und konnte es nicht an sich heranlassen!
Empathie bis zum Letzten,
das war nicht seine Sache.

Einfach etwas aushalten
- bei Kämpfern seines Schlages nicht vorgesehen…

Wollte er einen Aufstand provozieren?
Glaubte er, dass die Massen sich erheben,
wenn Jesus der Prozess gemacht wurde?

Oder wollte er IHN nur fallen lassen,
enttäuscht, weil Jesu Weg
nicht der Weg des Kämpfers war,

…er nicht verstand,
dass Gewaltlosigkeit mehr vermag
als Waffengewalt.

Was können wir mitnehmen
für uns, in die heutige Situation?

Inwieweit kann die Frau
Vorbild sein für uns heute,
mit ihrer Menschlichkeit,
ihrer Empathie?

Einer Situation angemessen begegnen,
sie zeigt uns, was das heißt:

aushalten, wenn erst einmal nichts zu tun ist,
die Situation nehmen, wie sie ist,
nicht in Illusionen flüchten,
nicht in Panik verfallen!
Nicht einfach irgendetwas tun,
um etwas getan zu haben!

Sehen, was möglich ist!
Menschliche Verbundenheit zum Ausdruck bringen…
…und den im Blick behalten,
der die Menschlichkeit selbst ist.
AMEN

Lasset uns beten:
Wir halten dir unsere Herzen hin, Jesus Christus,
wir strecken dir unsere Hände entgegen.
Wir wollten dir entgegengehen,
wir wollten mit dir laufen
und hineinziehen in deine Stadt.

Aber wir können nur mit unseren Herzen zu dir kommen.
Nur unsere Sehnsucht ist auf dem Weg zu dir.
Nur unsere Gebete.
Sie sind alles, was wir haben.
So beten wir
für die Kranken
für die, denen keine Medizin mehr helfen kann,
für die, die einsam sterben,
für die, die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen.
Komm zu ihnen mit deiner Liebe und heile sie.
Höre uns.

So beten wir
für die Menschen,
die in Krankenhäuser und Pflegeheimen arbeiten,
in Feuerwachen und Apotheken,
in Kitas und Supermärkten,
in Laboren und in Ställen,
in Ämtern und Gemeinden.
Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.
Höre uns.

So beten wir
für die Menschen,
die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten,
die Flüchtlinge,
die Opfer von häuslicher Gewalt,
die Verwirrten und Missbrauchten,
die Hungernden,
die Einsamen.
Komm zu ihnen und rette sie.
Höre uns.

Wir denken
auch an
Günther Alfred Descalzi-Gundlach,
der im Alter von 79 Jahren verstorben ist
und den wir diese Woche
auf seinem letzten Weg
geleitet haben.
Sie du mit den Angehörigen,
den Menschen, die ihn betrauern,
und stärke sie in der Gewissheit,
dass unser Weg mit dir nicht
an den Gräbern endet.
Höre uns.

Wir halten dir unsere Herzen hin
und danken dir für den Glauben.
Wir danken dir,
weil wir zu dir und zueinander gehören.
Wir danken dir
für die Zeichen der Liebe und Verbundenheit,
für die freundlichen Worte,
für die Musik.
Wir danken dir für dein Wort und deine weltweite Kirche.
Wir wollten dir entgegengehen
und hineinziehen in deine Stadt.
Und wir erleben es:
Du gehst mit uns durch diese Zeit
Heute, in diesen Tagen der Passion,
und jeden neuen Tag.

Vater unser...

Amen.
(Quelle: Wochengebet VELKD: www.velkd.de)

Segen:

Es segne uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN

Liedempfehlung traditionell: Wir danken dir, Herr Jesu Christ, EG 79, 1-4,
https://www.youtube.com/watch?v=sUHZ4H9IAUE
Liedempfehlung modern:    In einer fernen Zeit,   Neue Lieder plus 64, 1-4
andere Melodie:
https://www.youtube.com/watch?v=19NwU8BE5Ro

Hoffnungswort Sonntag "Judika" Pfrin Hildrun Groß

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Text Hoffnungswort "Judika" Pfrin Groß:

Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von dem der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht im Hebräerbrief im 13. Kapitel:

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.

So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Draußen vor dem Tor

Liebe Schwestern und Brüder,

draußen vor dem Tor.
Dort ist kein schöner Ort, kein schöner Platz. Dort möchte ich nicht sein.
Dreck, Unrat, Müll, Exkremente. All das liegt dort herum. Draußen vor dem Tor.
Arme, Verkrüppelte, diejenigen die aussortiert sind aus der Gesellschaft. Die Leben/ vegetieren dort. Haben keinen Schutz. Draußen vor dem Tor.
Die Todgeweihten hängen an Kreuzen. Stehen auf dem Richtplatz. Hängen dort, manchmal mehrere Tage, bis sie endlich sterben können. Draußen vor dem Tor.

Soldaten marschieren auf und ab. Haben ihre sadistische Freude daran, andere zu quälen. Ihnen beim Sterben zuzusehen. Würfeln um die Sachen und teilen den Mantel auf. Draußen vor dem Tor.
Schreie, Weinen, Klagen, Seufzen hört man. Von vielen Menschen. Keiner erbarmt sich ihrer. Keiner hilft ihnen. Draußen vor dem Tor.
Golgatha. Schädelstätte. Auch Jesus ist dort. Ein Todgeweihter, wie so viele andere vor und nach ihm. Trug sein Kreuz. Erlitt Schmerzen. Einsam und allein. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Draußen vor dem Tor.
Von Gott verlassen. So fühlt es sich dort an. Einsam bin ich mit meinen Schmerzen, meiner Angst, meinem Leiden. Draußen vor dem Tor.

Draußen vor dem Tor ist nicht drinnen in der Stadt. Drinnen in der Stadt, da gibt es Sicherheit. Vermeintliche Sicherheit. Überspitzt gesagt: Hier sind die Vorhänge an den Fenstern weiß. Kinder spielen auf der Straße. Die Magnolien, Tulpen, Krokusse und andere Blumen blühen. Der Rasen ist gut getrimmt. Grillnachmittage. Der Himmel strahlt in schönstem Blau.


All das, was die heile Welt erschüttern oder zerstören kann, was den blauen Himmel stört, wird fein säuberlich nach draußen gekehrt. Damit wollen wir oftmals nichts zu tun haben. All das haben wir ausgelagen. All das halten wir draußen. Menschen in Flüchtlingslagern oder in kleinen Schlauchbooten auf hoher See. Krankheiten, Depressionen, Menschen die unter wirklich schwierigen Bedingungen leben. Oder nicht mehr Leben sondern nur noch irgendwie überleben. Das Sterben in Kliniken, Altenheimen, Hospizen. Das Sterben und den Tod haben wir ausgelagert aus unserer Gesellschaft, die darauf bedacht ist jung, schön und gesund zu sein. Die wenigsten möchten mit dem anderen etwas zu tun haben.
Doch was passiert, wenn wir Krankheiten eben nicht mehr draußen vor dem Tor halten können.Das, was „draußen vor dem Tor“ war, ist nun hier in unseren säuberlich gepflegten Vorgärten. 
Das Leid der Welt das vor dem Tor war bedroht uns in unserem zu Hause. Eine für uns unsichtbare und doch anschauliche Gefahr. Das Virus, welches die Nachrichten, die Gedanken beherrscht ist nicht draußen vor dem Tor geblieben. Ist nicht dort wo ich sagen kann: Geht mich nichts an. Ich schaue weg. Das passiert irgendwo, weit weg, aber nicht hier.
Es ist hier bei uns. Es ist nicht nur bei denen, die von der Gesellschaft abgehängt sind. Es durchzieht alle Schichten. Menschen haben Angst, Sorgen sich um ihre Zukunft und um die Zukunft der Familie. Fragen sich, wovon sie nächsten Monat die Miete bezahlen sollen? Von welchem Geld sie sich und ihre Familie ernähren können, wenn doch nichts mehr da ist. Wenn die Reserven aufgebraucht sind.

Das „draußen vor dem Tor“ scheint uns nun so auf die Pelle zu rücken, dass wir die Augen nicht mehr verschließen können.


Abstand soll gewahrt werden. Keine Besuche mehr bei Eltern, Großeltern oder anderen lieb gewordenen Menschen. Menschen, von denen wir wissen und ahnen, dass sie uns jetzt brauchen. Unsere Liebe und unsere Fürsorge. Unser Leben ändert sich so stark im Moment, wie wir es uns nie hätten vorstellen können.
Ein Gefühl der Entwurzelung macht sich bei vielen breit. Das was gestern noch getragen hat, trägt heute weniger oder nicht mehr. Das, was gestern noch wichtig war scheint heute unwichtig.
Viele Fragen sich „Wo ist Gott in alledem“? Ist es wieder ein grausames Spiel wie damals bei Hiob? Nur eben diesmal mit der gesamten Welt? Ist Gott da oder nicht?
Ich als Christin setze mein Vertrauen auch jetzt in dieser Situation fest auf den Gott, der mitgeht, der mitleidet.
Ich bin mir sicher: Er ist da. Er ist genau so da, wie er damals auf Golgatha beim Tod Christi da war.
Denn dort war Gott ja schon immer. Dort „draußen vor dem Tor“. Bei denen, die niemand mehr wollte, um die sich keiner gekümmert hat. Bei denen, über die andere nur gelacht und gespottet haben. Die angespuckt und geschlagen wurden. Er war bei denen, an denen man vorbeigeht und beschämt wegschaut.

Leidvolle Unterbrechung und unser solidarische Gott
Damals auf Golgatha geschah eine leidvolle Unterbrechung des Dagwesenen. Die Welt ist durch den Tod Jesu nicht mehr wie sie vorher war. Die Beziehung Gottes zu den Menschen wurde eine andere. Und dadurch wurde auch unsere Beziehung zu Gott anders. Die Menschen damals und auch heute durften und dürfen Gott als einen Gott erfahren, der sich auf eine Stufe mit uns Menschen stellt. Der Mensch wurde. Ein Gott der mitleidet und mitgeht.
Gott ist bei uns, wenn wir lachen und uns vor Freude den Bauch halten. Er ist aber auch dabei, wenn wir die bittersten Tränen über Verluste weinen müssen. Wenn wir Angst haben und uns um unsere Zukunft sorgen. Unser Gott ist ein solidarischer Gott. Mit ihm sind wir im und durch das Kreuz verbunden. Vielleicht spüren einige noch das Aschekreuz von Aschermittwoch auf der Stirn. Das Kreuz, ein Zeichen, dass nicht nur Gott solidarisch mit uns ist, sondern auch wir solidarisch mit ihm.

In diesem Kreuz, dort wo die Balken sich kreuzen, da blitzt etwas auf.
Eine neue Welt, etwas, wo ich fühle, dass ich als Mensch nicht alleine bin.
Das Kreuz zeigt mir, dass es nichts gibt, wo ich alleine hindurch muss.
Sondern, ich darf mich getragen und geschützt fühlen. Ich darf mich „draußen vor dem Tor“ unter dem Kreuz in Gottes Liebe einhüllen, wie in einen Schutzmantel. Ich stehe unter seiner Gnade und Barmherzigkeit.

Leidvolle Unterbrechung - heute

Auch in diesen Tagen und Wochen geschieht eine leidvolle Unterbrechung des dagewesenen angesichts der Corona-Krise. Der Alltag wie er war, ist nun anders. Aber auch jetzt ist Gott da.
Gott ist bei jedem einzelnen, der krank ist oder der im Sterben liegt. Er ist bei jedem, der nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Auch wir Christinnen und Christen, die in der Nachfolge Jesu leben, leiden mit den Menschen mit. Wir teilen ihr Leid auf die ein oder andere Weise. Heute vielleicht mehr als noch vor kurzem. Viele kennen Menschen die von dem Virus betroffen sind. Und es werden noch mehr werden. Und das macht auch mich betroffen.

Hoffnung, Mut und Zuversicht
Im Angesicht dieser Krise und in den Sätzen: Haltet Abstand. Oder „Bleibt daheim“, sehe ich aber auch etwas neues aufkeimen. Netzwerke um anderen zu helfen werden aufgebaut. Junge Menschen gehen für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger einkaufen. Helfen ihnen, damit diese nicht vor die Tür in den Supermarkt gehen müssen und sich somit keiner Gefahr aussetzen. Natürlich, das Reden von Angesicht zu Angesicht ist schwierig geworden. Dafür telefonieren wir wahrscheinlich häufiger. Fragen öfters nach, wie es der Familie geht. Rufen bei denjenigen an, von denen man weiß, dass er oder sie nicht allzu viele soziale Kontakte hat und sich über ein Gespräch freut. Menschen fangen an gemeinsam Aktionen zu starten. In den großen Städten wie Berlin, Leipzig, Hamburg, Dresden gibt es jetzt die sogenannten Gaben- oder Spendenzäune für Obdachlose. Denn gerade die Obdachlosen haben keine Möglichkeit sich zurückzuziehen, zu Hause zu bleiben, so wie viele von uns. Viele Notunterkünfte, Suppenküchen und sonstige Einrichtungen für diese Gruppe haben geschlossen. Und so fangen Menschen an, Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleiderspenden in Tüten verpackt an Zäune zu hängen. Mich freut es, zu sehen, wie die Bevölkerung plötzlich auch wieder an diese Menschen denkt. An Menschen, die ja sonst eher „draußen vor dem Tor“ leben. An denen viele sonst einfach vorübergehen und sie nicht beachten. Aber nicht nur in den großen Städten gibt es Hilfsaktionen, sondern auch hier vor Ort, bei uns. In Neustadt. Es hat sich die Initiative „Einkaufshelden Neustadt“ gebildet. Und schon rund 200 freiwillige Helferinnen und Helfer machen mit und erledigen Einkäufe für die, die es momentan nicht sollten und können. Auch in Haßloch sind wir gerade dabei, dass Evangelische Diakonische Ermutigungs-Netz kurz EDEN an den Start zu bringen. Hier engagieren sich ehrenamtliche und hauptamtliche durch Einkäufe, Zuspruch und andere Formen der Unterstützung. Ziel bei all diesen Initiativen ist ja Anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Ihnen Last von den Schultern zu nehmen oder zumindest die Last zu teilen. Etwas Urchristliches. Wenn ich sehe, wie solidarisch und hilfsbereit die Menschen sind, macht es mir Mut. Mut, dass wir eine Gesellschaft sind, in der Nächstenliebe und Hilfe doch großgeschrieben werden. Manchmal kamen mir da ja schon Zweifel, denn oftmals gilt ja das Motto „ich zuerst“ und Ellenbogen raus.
Was mir auch Hoffnung und Zuversicht schenkt ist, wenn ich auf den Balkonen oder aus den Fenstern heraus Menschen „Der Mond ist aufgegangen“ singen höre. Wir fangen wieder an gemeinsam zu singen, obwohl wir räumlich getrennt sind.
Auch beten viele Menschen zur gleichen Zeit gemeinsam. Viele Kirchenglocken läuten Abends um 19 Uhr zum Gebet. Und immer mehr Menschen schließen sich dem an. Werden still, kommen zur Ruhe, beten, klagen, bitten und Danken. Sagen Gott, was einem auf der Seele liegt. Alleine – und doch miteinander verbunden.

Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.


Viele Fragezeichen stehen den Menschen vor Augen. Viele Fragezeichen stehen mir vor Augen. Wie wird die Welt, die Gesellschaft sein nach Corona? Wir suchen Wege, wie es weitergehen wird. Gemeinsam suchen wir Möglichkeiten, um andere zu unterstützen. Finanziell, aber auch emotional und seelsorglich. Und ich finde es beruhigend zu wissen, dass Gott mit uns gemeinsam diese Wege sucht. Denn unser Gott ist ein beweglicher Gott. Er sucht gemeinsam mit uns der „Stadt bestes“. In der Zuversicht, dass wir all das was vor uns liegt nicht alleine bewältigen müssen, können wir diese neuen Wege gemeinsam mit unserem Gott beschreiten. Versuchen wir den neuen Wegen, die wir nun gehen müssen und werden, zu vertrauen. Dabei können wir uns darauf verlassen, dass Gott uns entgegenkommt. Denn unser Gott, will unser Bestes. Wir können die zukünftige Stadt suchen und ich bin mir sicher, mit Gottes Hilfe, werden wir sie gemeinsam finden.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fürbitten und VaterUnser

Guter und barmherziger Gott!
In Zeiten von Verunsicherung und Krankheit kommen wir gemeinsam zu Dir und werfen alle unsere Sorgen auf Dich.
Du schenkst uns neue Zuversicht, wenn uns Misstrauen und Unsicherheit überwältigen.
Du bleibst uns nahe, auch wenn wir Abstand voneinander halten müssen.
Wir sind in deiner Hand geborgen, selbst, wenn wir den Halt zu verlieren drohen.
Wir bitten dich:
für alle Menschen, die sich mit dem Corona-Virus angesteckt haben und erkrankt sind;
für alle Angehörigen, die in tiefer Sorge sind;
für alle Verstorbenen und für die, die um sie trauern;
für alle, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben und um ihre Existenz fürchten.
Sei ihnen allen nahe, gib ihnen neue Hoffnung und Zuversicht, den Verstorbenen aber schenke das Leben in deiner Fülle.
Wir bitten dich:
für alle Ärztinnen und Ärzte,
für alle Pflegenden in den Kliniken, Heimen und Hospizen;
für alle, die Verantwortung tragen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft;
für alle, die uns Tag für Tag mit dem Lebensnotwendigen versorgen;
für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, die den Menschen Gottes Frohe Botschaft zusagen.
Sei auch ihnen nahe und schenke ihnen Kraft, Mut und Zuversicht.
Wir bitten dich:
für die jungen Menschen unter uns, die Kinder und Jugendlichen,
für alle, die um ihre Zukunft fürchten,
für die Familien, die die erzwungene Nähe nicht gewohnt sind,
für alle, die die Betreuung von Kindern und Jugendlichen übernommen haben.
Sei ihnen allen nahe, schenke ihnen Geduld und Weitsicht, Verständnis und Hoffnung.
Wir bitten dich:
für die Menschen weltweit, deren Gesundheit an jedem Tag gefährdet ist,
für alle, die keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können,
für die Menschen in den Ländern, die noch stärker von der Krankheit betroffen sind.
Sei ihnen allen nahe und schenke ihnen Heilung, Trost und Zuversicht.
Auch bitten wir dich für uns selbst:
Lass uns trotz aller Sorgen den Blick für die anderen nicht verlieren und ihnen beistehen.
Mache uns bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen und lass uns dazu beitragen, dass andere Menschen nicht gefährdet werden.

Erhalte in uns die Hoffnung auf dich, unseren Gott, der uns tröstet wie eine liebende Mutter und der sich aller annimmt.
Dir vertrauen wir uns an.
Dich loben und preisen wir, heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.

In unser Gebet schließen wir diejenigen mit ein, von denen wir Abschied nehmen mussten und die uns in die Ewigkeit vorausgegangen sind:

 

Herrn Rudi Jahr

Her Erhard Springer

Frau Amalie Rutterschmidt, geb. Engel

Frau Emma Mercet, geb. Becker

Ewiger Gott, in deine Hände haben wir die Verstorbenen gelegt. Wir bitten dich, gib ihnen Wohnung und Heimat bei dir. Und allen, die um sie trauern, gib die Kraft einander zu trösten mit den guten Erinnerungen an sie und dem Vertrauen, dass wir einmal alle vereint sind bei dir. Durch Christus unseren Herrn.  Amen

 

 

 

 

Und gemeinsam beten wir, wie Jesu Christus es uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
Wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. AMEN

 

Hoffnungswort Sonntag "Lätare" Pfr. Dr. Schmidt-Roscher

...Text als podcast: Siehe oben!

Text Hoffnungswort "Lätare" Pfr. Dr. Schmidt-Roscher:

Hoffnungswort der Prot. Kirchengemeinde Haßloch

Liebe Schwestern und Brüder,

es sind merkwürdige Zeiten, die wir alle gerade durchleben. Vieles was bisher selbstverständlich war, ist nicht mehr möglich: Schulunterricht, Sportveranstaltungen, Theater, …. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es in Deutschland eine staatliche Anordnung gibt, Gottesdienste einzustellen.

Das Virus und die Sorgen um die Folgen für die Gesundheit, das öffentliche Leben und die wirtschaftlichen Auswirkungen beschäftigen Sie. Wir Hauptamtliche unserer Haßlocher Kirchengemeinde haben mit dem Vorsitzenden des Presbyteriums überlegt, dass wir Sie mit ihren Sorgen nicht allein lassen wollen. Auch wenn zunächst bis 5. April kein Gottesdienst bei uns gefeiert wird, so soll unsere Situation doch durch ein Hoffnungswort gedeutet und vielleicht auch erhellt werden. Denn das ist ja die Aufgabe des christlichen Glaubens, dass wir Hoffnung in die Welt tragen und einander beistehen.

Um Trost und Hoffnung in schwerer Zeit geht der Predigtabschnitt am Sonntag Lätare, dem 4. Sonntag der Passionszeit, am 23.März 2020.

Jesaja 66,10-14 (Lutherbibel)

Freuet euch mit Jerusalem, und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt!

Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.

Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes;
denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.

Denn so spricht der Herr:

Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom
und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach.

Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen
und auf den Knien euch liebkosen.

Ich will euch trösten, wie einem seine Mutter tröstet;
ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.

Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen,
und euer Gebein soll grünen wie Gras:

Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten
und den Zorn an seinen Feinden.

Mitten in der Passionszeit hören wir diese Botschaft der Freude, mitten in unseren Sorgen um das Corona-Virus spricht Jesaja uns diesen fröhlichen Trost zu.

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich bei dieser Ansprache, die Sie am Bildschirm lesen oder in den Händen halten, den vorgesehen Predigttext des Sonntags nehmen soll. Klingt die Freude in diesen Tagen nicht zu vollmundig? Erinnern diese Bilder der Lebensfreude nicht zu stark an Menschen, die sich trotz des Virus in Reisebussen nach Gimmeldingen zur Mandelblüte karren lassen?

Andererseits: Ist es nicht unsere Aufgabe als Christinnen und Christen in diesen Tagen der Sorge und der Unsicherheit Hoffnung in die Welt zu tragen? Und ist es nicht gut, dass wir uns in diesen merkwürdigen Zeiten durch Jesaja erinnern lassen, dass es diesen Trost gibt?

Unsere Situation heute mit der weltweiten Corona-Krise kann ich nicht einfach mit der Lage der Menschen in Israel nach dem Exil im 6. Jahrhundert vor Christus gleichsetzen. Die Menschen mussten nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil ein geplündertes Land wiederaufbauen. Rückkehrer und im Land verbliebene Familien mussten das Zusammenleben neu einüben, zerstörte Weinberge neu pflanzen, Äcker wieder bestellen. Die in Trümmer liegenden Dörfer und Städte mussten von Frauen und Männer wiederaufgebaut werden. Und dieser Aufbau dauerte länger und gestaltete sich mühsamer als gedacht. Das erhoffte Heil, der gewünschte Wohlstand ließ auf sich warten. In dieser unsicheren Situation spricht der Prophet von Freude und Trost. Er macht so den zweifelnden und fragenden Menschen Hoffnung.  

Diese Unsicherheit und die Fragen, wie wir mit dieser Krise umgehen sollen, wie wir die wirtschaftlichen Folgen stemmen können, beschäftigen viele Menschen, mit denen ich spreche.

Viele müssen den völlig aus den Fugen geratenen Alltag anders gestalten. Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger organisieren die Krankenhäuser neu, dass leichte und schwere Coronakranke gut betreut werden können. Eltern mit kleinen Kindern suchen nach alltagstauglichen Lösungen, um Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit zu vereinbaren. Eltern mit schulpflichtigen Kindern kämpfen mit der Frage, wie die „Pubertiere“ eine gute Balance zwischen Lernen und Erholung finden. Menschen im Reise- oder im Gaststättengewerbe, Buchläden und Kleidergeschäfte machen sich Sorgen um Arbeitsplätze und Zukunft. Ältere Menschen ziehen sich aus Sorge um Ansteckung zurück. Das öffentliche Leben erlahmt. Es gibt in diesen Tagen viele Sorgen und Unsicherheiten. Wie lange sind diese Einschränkungen zu tragen? Werden unsere Krankenhäuser eine große Zahl von Kranken behandeln können? Wie kommen die kleinen und großen Betriebe durch diese Krise? Gelingt es uns in Europa gemeinsam diese Krise zu meistern und auch den schwächeren Ländern zu helfen? Ich denke an meine Freunde und Freundinnen in Italien, das durch das Virus ganz besonders belastet ist. Was ist, wenn sich das Virus auch in einem Flüchtlingslager verbreitet?

Es gibt zu Recht viele Fragen und eine gewisse Unsicherheit.  Aber Gottes Wort an die Menschen damals in Jerusalem und heute an uns, gibt uns Hoffnung. Denn das ist ja unsere Zuversicht als Christinnen und Christen, dass Gott uns auch in schwierigen Zeiten beisteht und wie eine Mutter trägt.

Das ist kein Zweckoptimismus, sondern hat seinen Grund in der Zusage Gottes, dass er bei den Menschen damals in Israel dabei ist und auch heute für uns da ist.

Gott sorgt für uns wie eine Mutter, die ihr Kind säugt, Gott tröstet wie eine Mutter tröstet. Dieses mütterliche Gottesbild kann auch uns aufrichten und Mut machen.

Gott wird mit einer Mutter verglichen, die Menschen nicht nur satt macht, sondern auch hält und tröstet. Dieses fürsorgliche und mütterliche Gottesbild mach die grenzenlose Liebe Gottes sichtbar. Denn Gott kümmert sich um uns und richtet uns auf.

Wir sprechen heute ja manchmal von Mutter Natur, aber doch zu selten von Gott als unserer Mutter, die uns wachsen lässt und die uns gut leben lässt. Sie trägt und hält uns auch in schweren Zeiten.

Ein anderes Bild passt noch stärker zum Frühling, der in diesen Tagen beginnt: Die alten Knochen sollen neu grünen. So wie wir im Frühling das Blühen der Bäume, das frische Grün der Wiesen frisch erleben, so kann nach einem Niedergang oder einer Krise alles wieder wachsen und neu belebt werden.

Dieses Hoffnungsbild des frühlingshaften Grünens nach dem grauen Winter kann uns Hoffnung auch in den Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land, in Europa und in der Welt machen. Der Frühling nährt die Hoffnung, dass es nach jedem wirtschaftlichen Niedergang, wieder aufwärtsgeht. Wir dürfen uns durch die Angst nicht lähmen lassen und die Menschen und Betriebe, die jetzt in Schwierigkeiten geraten, nicht hängen lassen.

Das Bild des fürsorglichen und mütterlichen Gottes kann Trost und Hoffnung geben in diesen unsicheren Zeiten. Als Christinnen und Christen können wir selbst in der Spur von Gottes Fürsorge dazu beitragen,  Menschen aufzurichten und zu trösten.

Ich bin beeindruckt, wie Menschen erfinderisch werden und überlegen, wie sie älteren Bürgerinnen und Bürgern helfen. Indem sie anrufen und im Gespräch auch Trost spenden oder Hoffnung verbreiten. Überlegen Sie einmal, wo gibt es in Ihrer Umgebung alleinlebende oder kranke Menschen. Wo gibt es in unserer Gemeindekranke oder ältere Menschen, die kaum Kontakt haben? Können wir sie in diesen Tagen nicht anrufen, um zu hören wie es ihnen geht und bei Bedarf auch Hilfe anbieten.

Ich habe auch schon von Familien gehört mit kleinen Kindern, die sich in Nachbarschaftshilfe gegenseitig entlasten und füreinander da sind. Es ist nicht so ganz einfach: persönliche Nähe, die Umarmungen oder Berührungen einschließen, sollen wir meiden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Aber mit dem Telefon, mit einer E-Mail können wir einander Mut machen. Oder – ganz altmodisch – mit einem Brief oder auch mit einem freundlichen Gruß auf dem Bürgersteig – natürlich bei gebührendem Abstand -  zeigen, dass wir aneinander denken und füreinander da sind.

Hier in Haßloch wollen wir ein diakonisches Netz aufzubauen. Männer und Frauen finden, die beispielsweise Einkäufe oder andere Erledigungen bei älteren Menschen machen. Vielleicht erklären sich Jugendliche bereit, Familien zu entlasten. Wenn Sie da mitmachen wollen oder Menschen kennen, die Hilfe brauchen, dann treten Sie mit uns Pfarrerinnen und Pfarrer oder dem Gemeindebüro in Kontakt.

Unser biblischer Abschnitt endet ganz merkwürdig: Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden. In diesen Tagen stelle ich mir manchmal auch die Frage, was für ein Sinn in dieser weltweiten Viruskrise liegen könnte. Gibt es überhaupt einen Sinn?

Ich wende mich entschieden gegen die Deutung, die man manchmal bei Christen findet, dass das Virus eine Strafe Gottes ist. Wir wissen noch viel zu wenig über die Ursachen dieser Krankheit und ihre Folgen.
Ich merke, wie die Auswirkungen des Virus in unserer Gesellschaft zu einer sehr harten Unterbrechung des Alltags führen. Und manche sagen schon, dass es nach dieser Zeit nicht mehr so sein wird wie vorher.

Wenn wir diese aufgenötigte Unterbrechung nutzen, um nachzudenken und mit einander zu besprechen, was wichtig ist und was nicht. Wenn wir neu darüber nachsinnen, wie wir zusammen leben wollen. Wenn wir klarer erkennen, dass wir unser Leben nicht so einfach im Griff haben, dann liegen in diesen schwierigen Zeiten auch Möglichkeiten verborgen.

Wird diese schmerzhafte Unterbrechung meines bisherigen Lebens mir den Anstoß geben, mich zu besinnen und neu auszurichten? Gelingt es uns in diesen Zeiten der Unterbrechung, den Zusammenhalt zwischen den Menschen in unseren Dörfern und Städten zu stärken. Lassen wir uns in diesen Zeiten auch von Gott unterbrechen und lassen uns durch sein Wort Mut, Hoffnung und Trost schenken?  Dann hätte diese große Herausforderung und die Hoffnung und den Mut, die wir mit Gottes Hilfe entwickeln können, auch einen Sinn. Amen.  

 

Fürbitten:

Gott, du tröstest uns wie eine Mutter tröstet!

Wir bitten für die Menschen, die krank sind und ihre Angehörigen. Richte sie auf.

Stärke die Krankenschwestern und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Feuerwehrleute und medizinisches Personal, dass sie ihre Dienste gut erfüllen können.

Sei bei denen Männer und Frauen, die sich einsam fühlen und schenke ihnen Menschen, die mit ihnen telefonieren oder sie unterstützen.
Gibt ganz besonders den Menschen in Italien Trost und Hoffnung.

 

Gott, du trägst uns fürsorglich!
Schenke Weisheit Wissenschaftlerinnen und Forschern, damit sie Medikamente finden, die kranke Menschen heilen oder uns vor dem Virus schützen.

Leite die Frauen und Männer, die in der Politik, in der Wirtschaft, in den Medien oder auch als Ehrenamtliche Verantwortung tragen, damit sie gut für die sorgen, die ihnen anvertraut sind.

Erwecke Menschen in unserer Gemeinde, in unserem Dorf (in unserer Stadt), die anderen helfen und trösten.

 

Gott, deine Lebenskraft wirkt!

Lass in uns und allen Menschen die Hoffnung grünen, dass wir in diesen Herausforderungen nicht den Mut verlieren, sondern tatkräftig dazu beitragen, die Schwierigkeiten zu bestehen.

Sende deinen Geist, damit Menschen durch dein Wort gestärkt werden und in dieser Unterbrechung, neu zu ihren Mitmenschen und neu zu dir finden.

Sei auch bei denen, die in der Wirtschaftskrise Angst um ihre Zukunft haben. Hilf, dass wir sie nicht allein lassen.

Stärke in diesen Zeiten den Zusammenhalt in Europa über alle Abgrenzungen hinaus.

 

Gott, Anfang und Ende unseres Lebens liegt in deinen Händen!

Wir danken dir für Charlotte Geymann, die am vergangenen Sonntag getauft wurde. Segen Sie und ihre Familie auf ihrem Lebensweg mit deiner Liebe.

Vor dich bringen wir auch die Menschen aus unserer Gemeinde, die wir zu Grabe tragen mussten:

Gisela Frieda Richter, geb. Becker, 85 Jahre

Astrid Wörner, geb. Ruf, 58 Jahre

Elisabeth Fischer, geb. Bullinger, 90 Jahre

Anneliese Lützel, geb. Koob, 100 Jahre

Walter Scheurer, 81 Jahre

Vollende den Weg dieser Schwestern und Brüder und einmal auch unseren Weg in deinem himmlischen Reich. Tröste die Angehörige mit dieser Hoffnung auf die Auferstehung. Am

Vaterunser

(Dr. Friedrich Schmidt-Roscher, Pfarrer in Haßloch)